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Ohne Pflug

Es gibt noch eine weitere landwirtschaftliche Sitte, die in der Natur kein Vorbild findet. Es ist das Pflugen. Bodenschichten von unten nach oben umzustürzen, das kommt in natürlichen Ökosystemen nicht vor. Es gibt eine begrenzte Durchmischung, wie sie etwa Wühlmäuse oder Regenwürmer bewerkstelligen. Das ist aber nicht vergleichbar mit dem flächendeckenden und gleichzeitigen Durchmischen der Bodenschichten.

Böden sind lebendige Systeme, die aus tausenden von verschiedenen Lebewesen – auch Mikroorganismen – bestehen, die alle ihre speziellen Rollen im „Bazaar“ der Nährstoffumsetzung innehaben. Sie suchen sich ihre Nischen, wo ihnen Temperatur, Bodenfeuchte, Porengrösse, Sauerstoffgehalt, Nachbarschaften und so vieles mehr am besten behagen. Pflugen schüttelt alles durch.

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Schauen wir das Mikroökosystem der Böden (das in Sachen Komplexität einem Makroökosystem wie einem Wald in nichts nachsteht) mit der Lupe an, so zeigt sich nach dem Pflugen ein Bild der Verheerung. Es ist, als hätten sich Alpenrosen plötzlich im Aargau wiedergefunden, Feldthymian am Grund des Bodensees und stattliche Rotbuchen in den wallisser Hochalpen. Unweigerlich setzt das grosse Sterben ein.

Pflugen zerwirft den Mikrokosmos der Böden grundlegend und zwingt die beteiligten Arten – es sind wie gesagt tausende – mit jeder Runde zu einem Neuanfang. Es macht diese Systeme weniger vielfältig und wirft sie Jahr für Jahr zurück in ein Pionierstadium, das zwar wachstumsfähig, aber keineswegs stabil ist. Humus wird dabei abgebaut, was zwar kurzfristig Nährstoffe freischwemmt, aber im Gegenzug die Speicherfähigkeit des Bodens für ebendiese Nährstoffe herabsetzt.

Pflugen macht reiche Väter und arme Söhne, sagt man treffend.

Die Söhne und Töchter sind unsere nächsten Generationen, die auf fruchtbare Böden wie auf kaum sonst etwas angewiesen sind. Landwirtschaftliche Böden sind unter anderem wegen der radikalen mechanischen Bearbeitung auf immer wiederkehrende Düngergaben angewiesen.

In der Permakultur wird aus diesem Grund auf den Pflug, wie auch auf das Umgrabe verzichtet. Der Boden wird so wenig wie möglich verdichtet und so schonend wie möglich gelockert. Das passiert zum Beispiel mit Gabeln, die durchs Erdreich gezogen werden, ohne die Schichten umzustürzen – im maximalen Sinne von mechanischen Wühlmäusen.

Gemüse im Garten – Erdvogel Wald ZH