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Mischkultur

Natürliche Ökosysteme sind stets eine Mischung aus sehr vielen verschiedenen Arten. Das beginnt schon bei den Pflanzen, die die Basis vieler Nahrungsnetze bilden. Für die Pflanzen macht es keinen Sinn in Monokulturen zu wachsen, denn diese Kulturen sind nicht längerfristig stabil unter den gegebenen Naturgesetzen.

Pflanzengesellschaften

Da Monokulturen instabil, sind bilden Pflanzen sowie auch Mikroorganismen, Pilze, Insekten oder Flechten sogenannte Pflanzengesellschaften. Diese Pflanzengesellschaften spielen auch im Gemeinschaftsgarten eine zentrale Rolle. So haben verschiedene Pflanzenarten zum Beispiel ganz andere Ansprüche an die Ressourcen des Bodens. Einige benötigen vielleicht mehr Kalzium und Selen, andere mehr Eisen und Molybdän. Einige mehr Sand, andere mehr Lehm. Einige wurzeln tief, andere flach.

Hätte ein Ökosystem nur eine Pflanzenart, bestünde es also zum Beispiel nur aus eisen- und molybdänliebenden Flachwurzlern. Um diese Ressourcen, und nur in den oberen Bodenschichten entstünde eine grosse Konkurrenz zwischen den einzelnen Pflanzen, während andere Ressourcen, wie in dem Fall Kalzium oder die tiefen Bodenschichten, ungenutzt blieben. Das ist aus systemischer Sicht ineffizient.

Resilienter Dschungel

Jede Zweitpflanzenart, die mit einem anderen Profil an Lieblingsressourcen in diesem System keimt, hat gegenüber der ansässigen Monokultur einen Wettbewerbsvorteil. Das geht so lange, bis die verschiedenen Bodenressourcen gleichmässig genutzt werden, und aus diesem Grund streben natürliche Systeme weg von der Monokultur, hin zu der Vielfalt. Wenn wir diese Grundsätze in einem Garten implementieren, wenn wir Ökosysteme mit Mischkulturen imitieren, erhalten wir ein stabilieres System. Die Bandbreite ist gross. Ein Beet mit sich abwechselnden Reihen aus Karotten und Zweibeln ist die einfachste Form der Mischkultur. So lange der Gärtner oder die Gärtnerin die Übersicht behält, ist aber jede Abstufung hin zu einer Art „Nutzpflanzen-Dschungel“ denkbar. Aus systemischer Sicht und mit dem Fokus auf natürliche Ressourcen wäre solch ein Dschugel am effizientesten und resilientesten.

Gegenspieler

Eine weitere Facette der Mischkultur sind die Gegenspieler, die jede Pflanzenart hat. Gegenspieler können Insekten wie Rüsselkäfer oder Schmetterlingsraupen sein, die an den Pflanzen fressen, Pilze oder Baktieren, die sich in ihnen entwickeln. Die Vielzahl an Gegenspielern ist enorm und übertrifft alleine bei den Insektenarten diejenige der Pflanzenarten schon um ein Vielfaches, während sie bei den Mikroorganismen sogar erst in Ansätzen erforscht ist. Eines ist für Gegenspieler ingesamt aber typisch: Sie sind grossmehrheitlich spezialisiert auf einzelne Wirtspflanzenarten. Das bringt es mit sich, dass Pflanzenarten, wie sie in einem Lebensraum häufiger werden, immer stärker unter Druck von Gegenspielern geraten. Denn letztere vermehren sich mit ihren Wirtpflanzen mit. Sie haben es zudem immer einfacher, neue Wirtspflanzen zu finden, da diese sich räumlich immer näher kommen.

Erfolgreiche Pflanzenarten werden somit in einem Ökoystem zur Mässigung gezwungen. Das Gegenteil passiert bei seltener werdenden Pflanzenarten. Da wird es für spezialisierte Gegenspieler immer schwieriger, neue Wirte aufzufinden und starke Populationen aufrechtzuerhalten. So werden die seltener werdenden Pflanzenarten geschont – bis sie wieder häufiger werden. Dieser Effekt drängt Ökosysteme, ebenso wie die effiziente Ausnutzung von Bodenressourcen, zusätzlich in eine Richtung weg von der Monokultur, hin zur Vielfalt – zur Mischkultur.

Gemüse im Garten – Erdvogel Wald ZH